Das Cembalo und der Cembalobau
Drei Jahrunderte des Cembalobaus in Europa
Klangproben von Cembali, Spinetten und Clavichorden
Das CEMBALO entstand gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Italien oder Flandern, und zwar wahrscheinlich aus dem „Psalter“ (auch „Psalterium“ genannt).
Es handelt sich hierbei um ein Tasteninstrument, dessen Saiten mit Plektren angerissen oder angezupft werden. Früher verwendete man zu deren Herstellung Vogelfedern, heute vornehmlich Kunststoff.
Die Plektren sind auf dünnen vierkantigen Holzleisten, den sogenannten Springern, montiert.
Dieser Name nimmt Bezug auf ihre durch das Niederdrücken der Tasten ausgelöste Vertikalbewegung.
Der altitalienische Name des Instruments war Arpicordo (im Englischen Harpsichord). Er beschreibt seine Natur sehr anschaulich als eine Harfe mit Tastatur.
Der neuere italienische Name Clavicembalo vereint die Begriffe Cymbalum – ein Idiophon, dessen metallischer, glänzender Klang ein wenig an den Klang des Cembalos erinnert – und Clavis – ein Schlüssel, dessen Form der C-Taste ähnelt.
Jede Taste kann eine oder auch mehrere Saiten (oder Register) anreißen. Handelt es sich um 8’-Register (nach einer Terminologie, die aus dem Orgelbau abgeleitet wurde), so sind die resultierenden Töne „unisono“, d.h. von gleicher Tonhöhe; handelt es sich um 4’-Register, so liegen sie um eine Oktave höher.
In Deutschland wurden einige Cembali zusätzlich auch mit 16´-Registern ausgestattet, deren Ton um eine Oktave tiefer liegt.
Das Cembalo verfügt oft über nur eine Tastatur, aber vor allem im 18. Jahrhundert wurden viele Instrumente auch mit zwei Tastaturen gebaut. Die beiden Tastaturen sind klanglich verschieden, sie können mit einer mechanischen Vorrichtung gekoppelt werden.
Der Tonumfang dieser Instrumente folgte den Bedürfnissen der Zeit: Im 16. Jahrhundert betrug er etwa vier Oktaven (von denen die unterste, die sogenannte „kurze Oktave“, aus nur 8 Tönen bestand – C, D, E, F, G, A, B, H), im 18. Jahrhundert dagegen volle fünf Oktaven.
Für viele gilt diese Zeit als das goldene Zeitalter des Cembalos, weshalb der Philosoph Voltaire das Cembalo als “König der Musikinstrumente” bezeichnete.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts veränderte sich der allgemeine ästhetische Geschmack tiefgreifend, infolgedessen litt das Cembalo immer mehr unter der Konkurrenz durch die Hammerflügel.
Erst im frühen 20. Jahrhundert wurde es im Zuge der Wiederentdeckung des Repertoires von J. S. Bach durch berühmte Künstler wie Wanda Landowska rehabilitiert.
Die Cembali dieser Zeit sind noch bis heute vorhanden.
Ihre Tonqualität ist jedoch wegen ihrer dem Klavierbau nachempfundenen Materialien und Bauprinzipien absolut unbefriedigend.
Dank der Pioniertätigkeit von Cembalobauern wie Frank Hubbard und William Dowd kam man nach 1950 auf die historische Bautradition zurück.
Die genaue Analyse alter Instrumente in Museen und Sammlungen erlaubte den Bau von historischen Kopien.
Diese Instrumente unterschieden sich hinsichtlich der Baumaterialien und der Herstellungsverfahren kaum mehr von den alten Systemen.
Im Laufe von drei Jahrhunderten hat sich das Cembalo an die verschiedenen musikalischen Ansprüche der Zeit und des jeweiligen Landes angepasst.
Um heute ein Instrument zu wählen, gilt es nicht nur, den Preis und die Abmessungen zu berücksichtigen, sondern vor allem, sich darüber klar zu werden, für welches Repertoire es hauptsächlich genutzt und ob es eher als Solo- oder als Continuo-Instrument eingesetzt werden soll.
Die nachfolgenden Detailbeschreibungen sollen bei dieser Entscheidung helfen.